Die Region Bergkarabach war bis 2023 ein autonomes, von Armenierinnen und Armeniern besiedeltes Gebiet, aber international und völkerrechtlich nie als eigene Einheit anerkannt. Seit der Militäraktion Aserbaidschans im Herbst 2023, durch welche Aserbaidschan die volle Kontrolle über diese Region erlangte und im Zuge derer die armenische Bevölkerung aus der Region geflüchtet ist, hat Bergkarabach auch de facto keine eigene Stellung mehr. Armenien und Aserbaidschan vereinbarten nach Abschluss der Militäraktion sogar explizit, es ab dem 1.1.2024 als politische Einheit aufzulösen.
Infolge der Flucht der armenischen Bevölkerung besteht für jede gegenwartsbezogene Kommunikationsform mit einem vornehmlich deutschsprachigen Zielpublikum auch kein Grund mehr, die geographischen Objekte dieses Gebietes mit ihren armenischen Namen zu nennen, denn diese sind zu historischen Endonymen geworden und heute keine amtlichen Namen. Das Gleiche gilt für gegenwartsbezogene Kommunikationsformen, die sich an ein internationales Publikum wenden.
Werden die armenischen historischen Endonyme in Armenien weiterhin verwendet, so haben sie die Qualität von Exonymen („Namen von außen“). Sie können in gegenwartsbezogenen Kommunikationsformen mit einem vornehmlich deutschsprachigen Zielpublikum wie auch in solchen mit einem internationalen Zielpublikum dann zusätzlich zu den aserbaidschanischen Namen verwendet werden, wenn historische Bezüge hergestellt werden oder im Publikum historisches Interesse vermutet wird. Sie sollten in diesem Fall aber deutlich als historische Endonyme gekennzeichnet sein. Kommunikationsformen, die sich auf einen Zeitpunkt vor 2024 beziehen, können und sollen (auch) die armenischen Namen verwenden.
Die Amtssprache Aserbaidschans ist die seit 1992 lateinschriftige Turksprache Aserbaidschanisch. Geographische Namen in dieser Sprache sollten auch in Publikationen für ein vornehmlich deutschsprachiges oder internationales Publikum mit allen ihren Diakritika und Sonderbuchstaben wiedergegeben werden. Der Sonderbuchstabe „umgekehrtes e, E“ (Ə, ə) kann durch ä, Ä ersetzt werden.
Mit Ausnahme der Gebietsbezeichnung Bergkarabach gibt es für geographische Objekte dieser früheren Region keine in Österreich geläufigen deutschen Exonyme. Für geographische Objekte im übrigen Aserbaidschan werden jedoch zur Verwendung in Kommunikationsformen mit einem vornehmlich deutschsprachigen Zielpublikum die deutschen Exonyme gebraucht. (In eckigen Klammern werden die jeweiligen aserbaidschanischen Endonyme angezeigt.) Arax [Araz], Mingetschaurer Stausee [Mingəçevir su anbarı], Nachitschewan [Naxçıvan], Schirwansteppe [Şirvandüzü] und für größere Städte Baku [Bakı], Ganscha [Gəncə], Mingetschaur [Mingəçevir] und Scheki [Şəki] empfohlen. In Karten und in Textpublikationen bei erstmaliger Erwähnung des Objekts wären nach Möglichkeit die jeweiligen Endonyme (z.B. in Klammern) hinzuzufügen.
Beschluss der AKO bei der 110. Sitzung Wien, 21. März 2024